Hab Sonne im Herzen – Sonnensignaturen in der Natur
Mag.a Gabriele Skledar

Die Sonne ist eine glühende Gaskugel, mit enormen Temperaturen, an der Oberfläche herrschen immerhin ca. 5500 im Inneren 15 Millionen Grad Celsius. Sie ist Zentrum unseres Sonnensystems, das jedoch nur eines ist unter vielen in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Sie ist ein riesiger Kernreaktor, in dem durch Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium bei Temperaturen um 15 Millionen Grad, Energie gewonnen wird und das wird sie noch für etwa fünf Milliarden Jahre tun. Eigentlich ist sie ein Stern unter vielen, aber für uns Erdlinge ist sie der bei weitem wichtigste Himmelkörper. Die Sonne ist Quelle alles Lebens auf der Erde, sie wurde lange Zeit durch Götter personifiziert und verehrt. Sie steht für Liebe, das Herz, gute Laune, Lebendigkeit und Freude. Und immer schon hat man versucht ihre auf allen Ebenen erhellende Kraft auf verschiedenste Weise einzufangen und zu konservieren.
Die Sonne , Quelle alles Lebens.
Unvorstellbar weit ist dieser Stern entfernt und dennoch beeinflusst er das Leben auf der Erde in vielerlei Hinsicht. Die Energie des Lichts, das wir jetzt sehen, benötigt für seinen Weg aus dem Sonneninnern zur Oberfläche etwa 30.000 Jahre, ist also zur Zeit des Neandertalers entstanden. Die Sonne erhält alles Leben auf der Erde, leuchtet uns, erwärmt den Boden, die Meere, die Atmosphäre, steuert das Klima, bringt Trockenperioden und Eiszeiten, treibt den Wind, der über die Erde weht und unser Wetter bestimmt. Seine Stürme können Radioverbindungen stören, elektrische Entladungen verursachen und markieren sogar die Baumringe mit Radioaktivität. In letzter Zeit allerdings wird die Angst vor der Sonne geschürt. Als Verursacherin von Hautkrebs wurde aus der verehrten Gottheit ein gefährlicher Dämon. Angeblich leben wir in einer entmystifizierten Welt, aber gerade die Wissenschaft erzeugt laufend Mythen über die Gefährlichkeit der Natur, denken wir nur an die Hysterie um die Vogelgrippe, die plötzliche Gesundheitsgefährdung durch alt bewährte Heilkräuter, wie zum Beispiel Beinwell, die plötzlich alle leberschädigend sein sollen. Erforscht bei Ratten, die durch lange Zeit hindurch überdurchschnittlich große Mengen der Heilkräuter fressen mussten. Steckt da vielleicht System dahinter? Wenn wir die Natur als Feind betrachten, der uns schadet, muss man sie bekämpfen, eine Legitimation zu ihrer Ausbeutung und Zerstörung. Dennoch ist das Sonnenlicht für den menschlichen Organismus von immenser Bedeutung. Alle Bereiche unseres Wohlbefindens, die emotionalen wie die körperlichen, werden durch Intensität, Dauer und Farbe der Lichteinwirkung beeinflusst. Grund dafür ist die Wirkung des Lichtspektrums auf der Netzhaut des menschlichen Auges. Über die Zirbeldrüse wird die Produktion von Hormonen angeregt, die für den Wach-Schlafrhythmus und andere Körperfunktionen verantwortlich sind. Vom Licht hängen Fortpflanzung, Wachstum, Körpertemperatur, Blutdruck, Zellwachstum, aber auch Gemütsverfassung und Körperabwehrkräfte ab. Das UV-Licht der Sonne ist ein Überlebensfaktor für uns. Natürlich gilt auch hier das Paracelsus-Wort: Die Dosis schafft das Gift! Sonnenlicht aktiviert die Vitamin D-Produktion als Schutz vor Rachitis und Osteoporose, Diabetes und Multiple Sklerose, vielen Krebs- und Infektionsarten und psychischen Erkrankungen. UV-Bestrahlung hilft bei Schuppenflechte und Akne, fördert die Leistungsfähigkeit und Konzentration und beeinflusst die Bildung des Großhirnrinden-Hormons Melatonin, das eine entscheidende Rolle bei Stimmungsänderungen spielt. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D führt zu einer deutlich besseren Regulierung der Herztätigkeit und damit zur Vermeidung von Herzmuskelschwäche und Herzinsuffizienz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe an der Universität von Michigan, USA, nach umfangreichen Tierversuchen.
Signaturenlehre: Die Weisheit des Hermes Trismegistos:
Unsere Vorfahren lebten eingebunden in den natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten und damit der Sonne, Winter-und Sommersonnenwende waren wichtige und zugleich magische Eckpunkte, mit großen Feiern und Ritualen. Sie brauchten keine Tierversuche um die heilende Kraft von Pflanzen oder Steinen zu erkennen, ihr Verständnis wuchs aus einer naturnahen Lebensweise und Naturbetrachtung. Diese umfassten das Wirken der Sonne, als Seele alles Lebendigen auf die gesamte Natur, das sich in bestimmten Tieren; Pflanzen und Mineralien spiegelt, gemäß der Lehre von den Entsprechungen oder Korrespondenzen. Danach sind Makrokosmos und Mikrokosmos, identisch: Die Erde ist ein Spiegelbild der Himmelskräfte. „ Wie oben so unten, wie unten so oben“, so steht es auf der legendären Smaragdtafel des ägyptischen Weisen Hermes Trismegistos geschrieben. Für alles, was es auf der Welt (und in unserem Kosmos) gibt, gibt es auf jeder Ebene des Daseins eine Entsprechung. Alle kosmischen Kräfte beeinflussen uns nach dieser Anschauung, aber Sonne und Mond am intensivsten. Da der Mond nur das Sonnenlicht spiegelt, ist er ohne sie bedeutungslos. Um die Sonnenkraft in der Natur zu finden, muss man dort nach Ihren Eigenschaften suchen: Rhythmus, Licht und Wärme, diesen sind zum Beispiel die Farben Gelb-bis Gold-Orange zugeordnet. Wo immer diese im Naturreich auftauchen, sei es in den gelben Blüten des Johanniskrautes, im Honig im Bernstein oder im Gold lebt auch die Signatur der Sonne, ihre stimmungsaufhellende und belebende Kraft. Diese Sichtweise, die „Signaturenlehre“, keine analytische, sondern eine assoziative Methode der Heilmittelerkenntnis ist uralt. Sie leitet aus den sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften eines Stoffs, wie Gestalt, Farbe, Geruch oder Geschmack dessen Heilwirkung ab. Dieser Zugang über die Sinne ist für alle, die sich für Kräuter interessieren auch heute noch wichtig. Durch die genaue Beobachtung der Pflanzen, wird die Wahrnehmung erweitert. In meinen Kräuterseminaren steht das genaue Betrachten einer Pflanze am Beginn des Kurses. Die TeilnehmerInnen sind dann sehr überrascht, was sie plötzlich alles entdecken. Viele haben zum Beispiel schon Johanniskrautöl angesetzt, aber noch nie zuvor sind ihnen die kleinen Bläschen auf den Blättern, die das Öl beinhalten und die wie winzige Löcher ausschauen, aufgefallen. Mit den Fingerkuppen wird die Struktur der Pflanze erspürt, ist sie hart, weich, kantig, brüchig, dann wird gerochen, dazu wird ein Blatt zerrieben und vielleicht auch gekostet. Mit der Zeit kann man so Inhaltsstoffe „begreifen, erriechen oder erschauen lernen“. Labkraut und Schachtelhalm fühlen sich gleich an, beide sind Kieselsäure haltig. Hat man sich auf solche Weise einer Pflanze genähert, hat man sie ebenfalls nachhaltig kennen gelernt und Verwechslungsgefahren sind somit ausgeschlossen. Ein Nebeneffekt ist, dass man nicht mehr oberflächlich durch die Natur geht und plötzlich Kräuter bemerkt, die früher ganz einfach übersehen wurden und die Intuition, der Zugang zur „Kräuterseele“ sich wieder zu öffnen beginnt. So kann man die Sonnenkräfte mit der Zeit auch in anderen Pflanzen erkennen, ohne zuvor über deren Wirkstoffe Bescheid zu wissen. Aber nicht nur die gelbe Farbe ist ein Indiz für Sonnenkraft, diese lässt sich auch erschnüffeln. Stark duftende Pflanzen sind gesättigt mit ätherischen Ölen und deuten immer auf starke Heilkraft hin. Sonnenmittel dienen aber nicht nur kranken Menschen, sie helfen uns die Lebensorientierung zu finden und unterstützen die Bewusstseinsentwicklung. Die auf diese Weise „erkannten“ Pflanzen der Volksmedizin, haben mittlerweile zum Großteil ihre Legitimation durch die moderne Wissenschaft erhalten. Das Labor bestätigt, was die Alten erfühlten, wobei sich immer wieder herausgestellt hat, dass die Pflanze mehr ist, als die Summe ihrer Wirkstoffe. Heilkräfte wurden durch Studien bestätigt, die allein durch die chemische Zusammensetzung oft nicht erklärbar sind.
Sonnenessenzen: Sonnenkraft in Fläschchen
Wenn sie uns allzu gnädig scheint, verfluchen wir die „Hundstage“ die uns die Sonne beschert. Doch im endlos scheinenden Winter lechzen wir nach jedem Strahl den sie uns schickt, um uns zu beleben. Wir fliehen nach Afrika, oder träumen zu mindestens davon, es tun zu können. Sonnenessenzen können die Sommerkraft bewahren und uns über den Winter helfen. Die Wirkung von Sonnenheilmitteln beschränkt sich aber nicht nur auf Gemütsaufhellung, das Sonnenfeuer hat eine befruchtende Lebenskraft, daher zählen die meisten Allheilmittel und lebensverlängernden Elixiere dazu, sowie Mittel gegen chronische Erkrankungen und Allergien, die das Immunsystem anfeuern. Wo immer es sich kalt anfühlt, sei es der Angstschweiß oder Frösteln durch zu niedrigen Blutdruck, können Sonnenmittel Wärme schenken. Zudem sind viele Sonnenpflanzen Herzpflanzen, hier können wir die Signatur des Rhythmus erkennen. Sonnenwasser: Die einfachste Form die Sonne einzufangen und haltbar zu machen ist die Herstellung von Sonnenwasser, das auf dieselbe Weise gefertigt wird wie Bachblüten. In eine weiße Flasche gutes Brunnenwasser einfüllen, offen lassen, von 9-12 Uhr an die Sonne stellen. Danach verkorken und kühl lagern. Dies ist ein gutes Nervenwasser, hilft gegen Kopfschmerzen, Migräne und Depressionen. Mann kann das Wasser mehrere Tage lagern. Will man es für den Winter haltbar machen, setzt man die gleiche Menge Alkohol (Weinbrand oder Wodka) zu. Mit Sonne würzen: Fast in jedem Garten ist er zu Hause, der Rosmarin, meistens endet er aber höchstens sparsam am Steak, oder im griechischen Zitronenhuhn, vereinzelt findet er Eintritt in den Brotteig. Schade, dass diese Sonnenpflanze so verkannt wird, war sie doch einst viel gerühmt. Im Jahre 1675 erschien von einem unbekannten Autor ein „Rosmareinbüchlein“ mit 200 Rezepten für „Curen und Arzeneyen“. Wie viele Sonnenpflanzen war der Rosmarin der Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der Liebe geweiht. Als kräftige immergrüne Pflanze ist der Rosmarin ein altes Liebes,-Treue,-und Fruchtbarkeitssymbol. Der Brautkranz wurde früher, bevor man ihn aus Myrten flocht, oft aus Rosmarin gewunden. In Belgien gilt der Rosmarin als Symbol des Lebens, hier bringt nicht der Storch die kleinen Kinder, sondern sie werden aus einem Rosmarinstrauch geholt. Rosmarin wirkt anregend auf den Kreislauf und ausgleichend auf das Nervensystem. Auch bei Rheuma, Gicht, allen chronischen Schwächezuständen, vor allem bei niedrigem Blutdruck ist Rosmarin wirksam. Er erwärmt den Unterleib, fördert die Regelblutung, steigert die Fruchtbarkeit und beschleunigt die Geburt (Daher in der Schwangerschaft tabu!). Der Rosmarin gilt auch allgemein, wie viele Heilmittel der Sonne als Herz-Heilpflanze, schon Sebastian Kneipp schreibt: „Rosmarin hat sich als vortreffliches Mittel bewährt, ich stelle Rosmarin unter die ersten Heilpflanzen als wahren Herzstärker.“ Er wirkt aufputschend wie ein starker Espresso, daher sollten sie ihn am Abend nur verwenden, wenn sie die Nacht der Aphrodite schenken wollen, sonst raubt er ihnen den Schlaf. Johanniskrautöl: Sollte in jedem Haushalt verfügbar sein und ist einfach herzustellen: Knospen und Blüten im zunehmendem Mond sammeln, im Mörser etwas zerquetschen, ein Schraubglas damit locker füllen und mit kaltgepresstem Olivenöl aus kontrolliert biologischem Anbau auffüllen. Für mindestens 3 Wochen an die Sonne stellen, bis sich das Öl blutrot färbt. Durch eine Baumwollwindel abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Jetzt besitzen sie ein ausgezeichnetes Mittel gegen Verbrennungen, Wunden, Hämorrhoiden, Rheumaanfälle, Nervenschmerzen, Hexen-Schuss und Gicht. Ein paar Tropfen davon lauwarm ins Ohr geträufelt, helfen zuverlässlich bei Ohrenschmerzen. Wenn man mit Johanniskrautöl bei Muskelverspannungen massiert, spürt man seine wärmende Kraft, die Hände werden ganz heiß. Das Johanniskraut ist ein gutes Beispiel dafür, dass zu viel Sonne eine zerstörerische Kraft besitzt, es ist so sonnengesättigt, dass wir, wenn wir mit ihm in Kontakt treten, es auch werden. Aus diesem Grund macht es uns lichtempfindlich, wir sind anfälliger für einen Sonnenstich. Daher nicht nach dem unmittelbaren Gebrauch des Krautes an die Sonne gehen. Auf der Haut können sich Pigmentflecken bilden, die nachhaltig an den unvorsichtigen Umgang mit dieser Pflanze erinnern!! Erwähnenswert ist noch die unterstützende Wirkung beim Lernen. Johanniskrauttee hilft der Konzentration und ist so ein idealer Schülertee. Im Sommer 1998 habe ich mein erstes Buch (400 Seiten) unter anderem natürlich auch über Kräuter geschrieben. Dass dieses Werk in so kurzer Zeit, seinen Weg in den Computer fand, war nur mit Unterstützung dieses wunderbaren Gewächses möglich. Meine Kinder, 4 an der Zahl, waren noch ziemlich klein und genossen trotz meiner Tätigkeit samt Nachbarskindern lautstark die Sommerferien. Ich blieb mit meinem Johanniskrauttee am Schreibtisch trotzdem ruhig und arbeitete konzentriert vor mich hin und konnte das Skript Ende August abliefern. In diesem Sommer habe ich eine weitere spannende Entdeckung gemacht. Nur in diesem Jahr, nicht davor und auch später nicht mehr, war mein Garten ein gelbes Meer von Johanniskraut. Es lohnt sich jedes Jahr zu beobachten welche Kräuter vermehrt im Garten oder auch im unmittelbaren Umfeld wachsen. Irgendjemandem der HausbewohnerInnen wird es bestimmt nützliche Dienste erweisen. Die Natur bietet uns auf diese Weise ihre Dienste an, schreit förmlich mit massenhaftem Vorkommen und wir nehmen es nicht wahr, weil wir verlernt haben ihre Stimme zu hören. Im heurigen Jahr ist mir aufgefallen, dass überall in Gärten und auf Wiesen extrem viel Gundelrebe wächst. „Mutter Natur gibt den Marschbefehl“, würde der Ethnobotaniker Wolf Dierter Storl sagen, denn die Gundelrebe ist für alle Menschen in unserer Zeit ein Segen. Sie ist extrem entgiftend, kann sogar Schwermetalle ausleiten, und hilft uns wieder in Fluss zu kommen, wenn Lebensprozesse erstarrt sind, wie zum Beispiel beim Burnout-Syndrom, sie hilft uns loszulassen , weicht starre, chronische Krankheiten mit zähem Schleim auf, leistet Beistand bei Allergien und Heuschnupfen. Ihr Wirkungsumfang liest sich wie ein Katalog häufiger Krankheiten unserer Zeit!!! Vielleicht ist es ihnen schon aufgefallen, Unkräuter, die es ja nicht gibt, denn die meistens sind wertvolle, leider zumeist unbekannte Heilkräuter, wechseln ebenfalls, einmal wuchert das eine, dann wieder ein anderes. Wir sollten endlich aufhören die Natur zu bekämpfen, stattdessen ihre Angebote annehmen. Deshalb rate ich Ihnen aus ihren „Unkräutern“, Salben oder Tinkturen zu bereiten, sie aufzuessen oder wegtrinken und schauen was geschieht!!! Danach ist Wundern erlaubt.